Auf die nun als „Auf einem Sonnenstrahl“ erschienene Graphic Novel mussten deutschsprachige Tillie Walden-Fans länger warten, aber es hat sich gelohnt. Die 544 Seiten starke Space Opera ist das komplexeste und reifste Werk der Ausnahmekünstlerin und versammelt alles, was man an Waldens Werken liebt: eine emotional hochkomplexe Story, einen narrativen Sog, mit wenigen Strichen perfekt eingefangene Mimik, queere Representation, detailreiche Architektur und großartig unangepasste und durch die Bank liebenswerte Figuren. Das alles schwebt – wortwörtlich – auf einem Sonnenstrahl durchs All und zeichnet die Geschichte einer queeren Wahlfamilie nach, die im All verfallene Jugendstilgebäude auf verlassenen Planeten restauriert. Da sind die strenge und leidenschaftliche Alma, inoffizielles Oberhaupt der kleinen Lebensgemeinschaft, und ihre Partnerin Char, die ihre Zeit am liebsten still mit ihren Aufzeichnungen oder im Cockpit verbringt. Da ist Ell, ein nicht-binäres IT-Genie, dier nicht spricht, aber eine tragische Geschichte mit sich herumträgt. Dann ist da noch Jules, Almas rebellische Nichte und natürlich Mia, das neueste Mitglied der bunten Familie. Mia fühlt sich nach dem Ende ihrer Internatszeit einsam und verloren und erhofft sich durch die Ausbildung bei Alma und Char eine Perspektive und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Während sie in schier endlosen Schichten hilft, die verwitterten Gebäude zu reparieren und mit Ell durch Tunnel voller Kabel und Drähte kriecht, gräbt sie auch immer mehr Erinnerungen an die Zeit im Internat aus, an Flugwettkämpfe und Mobbing und an ihre erste Große Liebe Grace, nach der zu suchen Mia nie ganz aufgegeben hat.
Die beiden ineinander verflochtenen Erzählebenen mit ihren jeweils eigenen, für Walden typischen ungewöhnlichen Farbkombinationen, wechseln sich erst ab, um dann immer mehr zu verschmelzen, als sich Mias verschollene Liebe und die Leben der anderen Familienmitglieder immer mehr verschränken. Insgesamt ist es dunkel und kalt, da draußen im Weltall, aber immer wieder leuchten warme gelbe Stellen in Waldens Panels auf, vor allem dann, wenn Menschen sich in ihrer Verletzlichkeit und in solidarischer Stärke näher kommen. Davon brauchen Mia und ihre Familie auch eine ganze Menge in diesem dramatischen Abenteuerflug durch brüchige Bauten, lebensfeindliche Planeten, riesige, an Ghibli-Filme erinnernde Fuchsdämonen und die Turbulenzen von Pubertät und Identitätsfindung. Ein graphischer Coming-of-Age-Roman voller poetischer Zärtlichkeit und flirrender Intensität in der man versinkt wie in einem guten Sciencefiction-Roman. Fehlen nur noch die glimmenden Galaxien draußen vor dem Fenster.
Ihr findet das Buch auch in unserem Bibliotheksbestand.
Tillie Walden: „Auf einem Sonnenstrahl“ | Verlag Reprodukt | Erschienen 03/2021 | 544 Seiten, 29 Euro
Auf die nun als „Auf einem Sonnenstrahl“ erschienene Graphic Novel mussten deutschsprachige Tillie Walden-Fans länger warten, aber es hat sich gelohnt. Die 544 Seiten starke Space Opera ist das komplexeste und reifste Werk der Ausnahmekünstlerin und versammelt alles, was man an Waldens Werken liebt: eine emotional hochkomplexe Story, einen narrativen Sog, mit wenigen Strichen perfekt eingefangene Mimik, queere Representation, detailreiche Architektur und großartig unangepasste und durch die Bank liebenswerte Figuren. Das alles schwebt – wortwörtlich – auf einem Sonnenstrahl durchs All und zeichnet die Geschichte einer queeren Wahlfamilie nach, die im All verfallene Jugendstilgebäude auf verlassenen Planeten restauriert. Da sind die strenge und leidenschaftliche Alma, inoffizielles Oberhaupt der kleinen Lebensgemeinschaft, und ihre Partnerin Char, die ihre Zeit am liebsten still mit ihren Aufzeichnungen oder im Cockpit verbringt. Da ist Ell, ein nicht-binäres IT-Genie, dier nicht spricht, aber eine tragische Geschichte mit sich herumträgt. Dann ist da noch Jules, Almas rebellische Nichte und natürlich Mia, das neueste Mitglied der bunten Familie. Mia fühlt sich nach dem Ende ihrer Internatszeit einsam und verloren und erhofft sich durch die Ausbildung bei Alma und Char eine Perspektive und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Während sie in schier endlosen Schichten hilft, die verwitterten Gebäude zu reparieren und mit Ell durch Tunnel voller Kabel und Drähte kriecht, gräbt sie auch immer mehr Erinnerungen an die Zeit im Internat aus, an Flugwettkämpfe und Mobbing und an ihre erste Große Liebe Grace, nach der zu suchen Mia nie ganz aufgegeben hat.
Die beiden ineinander verflochtenen Erzählebenen mit ihren jeweils eigenen, für Walden typischen ungewöhnlichen Farbkombinationen, wechseln sich erst ab, um dann immer mehr zu verschmelzen, als sich Mias verschollene Liebe und die Leben der anderen Familienmitglieder immer mehr verschränken. Insgesamt ist es dunkel und kalt, da draußen im Weltall, aber immer wieder leuchten warme gelbe Stellen in Waldens Panels auf, vor allem dann, wenn Menschen sich in ihrer Verletzlichkeit und in solidarischer Stärke näher kommen. Davon brauchen Mia und ihre Familie auch eine ganze Menge in diesem dramatischen Abenteuerflug durch brüchige Bauten, lebensfeindliche Planeten, riesige, an Ghibli-Filme erinnernde Fuchsdämonen und die Turbulenzen von Pubertät und Identitätsfindung. Ein graphischer Coming-of-Age-Roman voller poetischer Zärtlichkeit und flirrender Intensität in der man versinkt wie in einem guten Sciencefiction-Roman. Fehlen nur noch die glimmenden Galaxien draußen vor dem Fenster.
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Tillie Walden: „Auf einem Sonnenstrahl“ | Verlag Reprodukt | Erschienen 03/2021 | 544 Seiten, 29 Euro
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